Öffentlicher Dienst Vorstellungsgespräch:
Fragen und Antworten, Vorbereitung, Tipps
Öffentlicher Dienst Vorstellungsgespräch: mehr als „nur“ Fragen und Antworten
Der größte Arbeitgeber Deutschlands? Mit rund 5 Millionen staatlich Beschäftigten ist das natürlich der Öffentliche Dienst. Berufseinsteiger interessiert neben den vielen Ausbildungs- und Studiengängen sicher auch die gute finanzielle Absicherung. Wer in Ämtern und Behörden für die Allgemeinheit tätig ist, freut sich über einen krisenfesten Job, ein angemessenes Gehalt und eine geregelte Altersversorgung.
Bevor du im öffentlichen Dienst durchstarten kannst, musst du in der Regel zuerst ein Auswahlverfahren überstehen. Immer dabei: das Vorstellungsgespräch. Die Personaler interessiert, wer hinter dem Bewerbungsfoto steckt, und ob du fachlich und persönlich für die Stelle geeignet bist. Im Gegenzug erhältst du Antworten auf Fragen, die du in der Vorbereitung notiert hast. Befolge ein paar Tipps und beachte Do’s und Don’ts – dann überzeugst du im Vorstellungsgespräch mit souveränem Auftreten.
Erfahrungsbericht: Öffentlicher Dienst Vorstellungsgespräch
Rund 4 Wochen, nachdem ich mich am Oberlandesgericht für die Ausbildung zur Justizfachangestellten beworben hatte, bekam ich eine Einladung zum Einstellungstest. Der fand vor Ort am Gericht statt und hat insgesamt drei Stunden gedauert. Wir waren ungefähr 20 Bewerber. Wir wurden von einer Mitarbeiterin des Gerichts begrüßt, und nachdem sie den Ablauf des Tests kurz erklärt hatte, konnten wir direkt anfangen.
Einstellungstest
Die erste Aufgabe war direkt sehr umfangreich, nämlich ein dreiseitiges Diktat. Dabei ging es um einen Gerichtsprozess, und es waren viele Fachausdrücke dabei. Es ist also sinnvoll, nicht nur Deutschaufgaben zu üben, sondern sich auch schon ein bisschen mit dem Beruf zu befassen.
Weiter ging es dann mit Mathematik: Textaufgaben mit Dreisatz, Grundrechenarten, Prozentrechnung. Das ging nahtlos in die Kategorie Logik über, wo man Zahlenreihen fortsetzen musste, aber auch Figurenreihen, die nach dem gleichen Prinzip funktioniert haben. Wenn man sich vorbereitet hat und weiß, worum es dabei geht, kommt man mit den Aufgaben gut zurecht.
Vor dem Bereich Allgemeinwissen hatte ich den meisten Respekt, weil man da nicht so gezielt lernen kann. Dass Fragen zur Politik drankommen würden, war aber zu erwarten. Deshalb hatte ich mir vor allem das politische System in Deutschland angeschaut und die Namen von Politikern gelernt. Im Test hat sich das ausgezählt, es kamen einige Fragen genau zu diesen Themen: Wie heißt der Justizminister? Wer wählt den Bundespräsidenten? Die Geschichte des Bundeslandes, in dem ihr euch bewerbt, solltet ihr euch auch ansehen.
Im letzten Teil wurde dann noch das Erinnerungsvermögen getestet. Wir bekamen einen längeren Text über eine Justizreform. Den sollten wir uns gut einprägen. Dann mussten wir Fragen dazu beantworten. Bei einigen musste ich raten, und bei einer wusste ich gar nichts mehr dazu.
Insgesamt ging ich aber mit einem ganz guten Gefühl aus dem Test. Die Vorbereitung hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn die meisten Aufgaben fielen mir nicht schwer. Die Zeit hat auch vollkommen ausgereicht, sodass ich am Ende nochmal alles durchlesen konnte.
Vorstellungsgespräch
Es hat dann noch einmal circa vier Wochen gedauert, aber das Warten hatte sich gelohnt: Der Einstellungstest war bestanden und ich bekam wieder eine Einladung, diesmal aber für das Vorstellungsgespräch. Ich habe mich total gefreut, meinem Ziel ein Stückchen nähergekommen zu sein, war aber auch sehr aufgeregt. In den Tagen vor dem Vorstellungsgespräch habe ich nochmal richtig gepaukt und mich intensiv mit dem Gericht beschäftigt.
Das Vorstellungsgespräch fand auch in den Räumlichkeiten des Gerichts statt. Insgesamt waren etwa 10 Prüfer und Prüferinnen bei dem Gespräch anwesend. Es wurde von einer Frau geleitet, nur manchmal hat auch jemand anderes eine Frage gestellt. Die Begrüßung war knapp, aber freundlich. Die Prüferin hat mir ein Glas Wasser angeboten, und dann ging das Interview auch schon los.
Auf die Fragen zum Beruf war ich gut vorbereitet. Sie wollten wissen, warum ich den Beruf erlernen will und wie ich mir die Arbeit vorstelle. Ich habe zum Beispiel erzählt, dass ich gut im Organisieren bin und dass das als Justizfachangestellte sicher eine gute Voraussetzung ist. Ich wurde dann direkt nach einem Beispiel für mein Organisationstalent gefragt. Man sollte sich hier also nichts aus den Fingern saugen, denn das kann sich schnell rächen.
Danach ging es ausführlich um soziale und persönliche Kompetenzen. Ich sollte mich in bestimmte Situationen hineinversetzen und sagen, wie ich handeln würde. Außerdem wollte die Prüferin wissen, wie ich mich in Streitsituationen verhalte – natürlich mit Beispiel. Ich wurde aber auch gefragt, was meine Stärken und Schwächen sind, ob ich gerne verreise und was ich tun würde, wenn Geld keine Rolle spielen würde.
Mein Wissen über Politik und Justiz wurde auch nochmal abgefragt. Das waren teilweise 1:1 die Fragen aus dem Einstellungstest. Nach einer knappen Stunde war es dann auch schon geschafft. Vor dem Abschied durfte ich dann selbst noch Fragen stellen. Zum Glück hatte ich mir vorher welche überlegt – ich war viel zu angespannt in dem Moment, mir wäre sonst bestimmt nichts eingefallen. Ich habe gefragt, wie viele Mitarbeiter am Gericht tätig sind und wie viele Auszubildende es jedes Jahr gibt.
Diesmal hat es nur 14 Tage gedauert, bis ich eine Rückmeldung bekam: Zusage! Ich hatte zwar ein ganz gutes Gefühl gehabt, die Erleichterung war aber trotzdem sehr groß.
Stefania, 18 Jahre
Öffentlicher Dienst Vorstellungsgespräch: Welche Fragen kommen vor?
Beim Vorstellungsgespräch kannst du die Personaler live und direkt von deinen Qualitäten überzeugen. Beachte in der Vorbereitung, dass schon der erste Eindruck bei der Begrüßung entscheidend sein kann. Danach stehen Fragen zu Beruf und Behörde auf dem Programm, und anschließend sprecht ihr wahrscheinlich über schon vorhandenes Wissen und fachliche Kenntnisse. Auch deine sozialen und persönlichen Kompetenzen werden Thema sein. Vor dem Abschied hast du beim Gesprächsausklang die Möglichkeit, eigene Fragen zu klären und dich damit noch einmal als interessierter Bewerber zu präsentieren.
Denke in der Vorbereitung auch an Nebensächliches. Zum Beispiel ist wichtig, dass im Vorstellungsgespräch dein Smartphone abgeschaltet ist. Mehr Tipps gefällig? Versuche, auf übertriebene Gestik und Mimik zu verzichten. Statt herumzuzappeln solltest du auf Körperspannung achten. Sieh nicht ständig auf die Uhr, das macht keinen guten Eindruck. Den hinterlässt du, indem du dich am Ende des Vorstellungsgesprächs für die Gelegenheit bedankst.
Begrüßung und Einstieg
Wer Small Talk beherrscht, ist klar im Vorteil – und sammelt schon zu Beginn des Vorstellungsgesprächs Pluspunkte. Zur Vorbereitung checkst du typische Fragen und Antworten zum Gesprächseinstieg. Tipp: Heikle Themen solltest du besser vermeiden.
Typische Fragen im Vorstellungsgespräch:
- Wie geht es Ihnen heute?
- Darf es etwas zu trinken sein?
- Hatten Sie eine angenehme Anreise?
- Mit dem Wetter haben wir Glück, oder?
Fragen zu Beruf und Behörde
Überzeugende Antworten lieferst du im Vorstellungsgespräch, indem du in der Vorbereitung Facts über Beruf und Behörde verinnerlichst. Sammle Infos zur Ausbildung und zum Arbeitsalltag, und rechne im Interview auch mit Fragen zur Berufswahl.
Typische Fragen im Vorstellungsgespräch:
- Was können Sie uns über die öffentliche Verwaltung erzählen?
- Was interessiert Sie an unserer Behörde?
- Warum haben Sie sich gegen die Privatwirtschaft entschieden?
- Was qualifiziert Sie denn für den Beruf?
Soziale und persönliche Kompetenzen
Der Öffentliche Dienst erstreckt sich auch auf den sozialen Bereich. Doch nicht nur dort kommt es aufs Zwischenmenschliche an: Sehr wahrscheinlich stellen die Personaler im Vorstellungsgespräch Fragen zu Team- und Kritikfähigkeit. Vorbereitung ist Trumpf!
Typische Fragen im Vorstellungsgespräch:
- Wie werden Sie von anderen Leuten eingeschätzt?
- Wie gehen Sie mit Kritik um?
- Arbeiten Sie gerne im Team oder lieber alleine?
- Was sollten wir unbedingt über Sie wissen?
Wissen und fachliche Kompetenzen
Je nach Beruf kannst du im Vorstellungsgespräch beim Öffentlichen Dienst mit Fragen nach vorhandenen Kenntnissen rechnen. Allgemeinbildung ist gern gesehen – und lässt sich zur Vorbereitung leicht aufbessern. Auch die fachliche Qualifikation wird sicher Thema sein.
Typische Fragen im Vorstellungsgespräch:
- Bringen Sie schon Kenntnisse mit?
- Welche Aufgaben fallen Ihnen besonders leicht?
- Haben Sie besondere Qualifikationen?
- Wie steht es um Ihre PC-Kenntnisse?
Gesprächsausklang und Abschied
Zum Schluss wird bilanziert: Wie war das Vorstellungsgespräch für dich, wie ist dein Eindruck vom Öffentlichen Dienst? Du erhältst außerdem Antworten auf deine eigenen Fragen. Als interessierter Bewerber hast du dir schon in der Vorbereitung ein paar überlegt.
Typische Fragen im Vorstellungsgespräch:
- Welchen Eindruck haben Sie denn von uns gewonnen?
- Kennen Sie jemanden, der im Öffentlichen Dienst arbeitet?
- Ist das Ihre erste Bewerbung bei uns?
- Haben Sie noch Fragen?
Assessment Center
Einige Einrichtungen im Öffentlichen Dienst nutzen Assessment Center, um die Eignung der Bewerber zu testen. Tipp: Informiere dich so gut wie möglich über den Ablauf. Dann legst du dank gezielter Vorbereitung einen Auftritt hin, der keine Fragen offen lässt.
Typische Aufgaben im Assessment Center:
- Kurzvortrag
- Rollenspiel
- Gruppenarbeit
- Postkorbübung
Tipps zu Kleidung und Körpersprache
Du willst im Vorstellungsgespräch den bestmöglichen Eindruck machen? Dazu gehört selbstverständlich das richtige Outfit. Orientiere dich am Arbeitgeber: Wie wirken Mitarbeiter auf der Website? Welcher Stil passt zum Beruf? Im Handwerk und im sozialem Bereich ist der Casual-Look beliebt (z. B. Stoffhose oder schlichte Jeans, Top oder Shirt plus Pullover). In der Finanzverwaltung darf es schicker zugehen: Hier bist du mit dem klassischen Business-Style gut beraten, also in Anzug (mit Krawatte) oder Kostüm. Sportlich-lässig und trotzdem elegant? Dieser Look nennt sich Business Casual (z. B. Hemd oder Bluse, Strickpullover, Stoffhose, schlichte Sneaker). Kleide dich aber im Zweifel lieber etwas konservativer als zu ausgefallen.
Mit deiner Körpersprache solltest du ein gesundes Selbstvertrauen, Aufgeschlossenheit und Interesse signalisieren. Dafür stellst du Blickkontakt mit den Interviewern her, nimmst eine zugewandte Position ein und sitzt aufrecht. Ein Lächeln im passenden Moment schadet ebenfalls nicht. Was du besser bleiben lässt: Übertriebene Mimik oder Gestik, Stuhl- oder Fußwippen, Nägelkauen und Durch-die-Haare-fahren. Du bist aber nervös? Beachte ein paar einfache Tipps: Lege deine Hände mit dem Handrücken nach oben auf den Tisch und stelle die Füße fest auf den Boden.
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„Was hat Sie denn dazu bewogen, sich bei uns zu bewerben?“ Die Fragen, die im Vorstellungsgespräch auf dich zukommen, haben es in sich. Es ist nämlich nicht immer klar, worauf dein Gegenüber hinauswill. Passende Antworten lieferst du deshalb nur mit entsprechender Vorbereitung: Als engagierter Bewerber bist du über deinen Wunscharbeitgeber gut informiert. Das gilt natürlich auch für die Stelle, auf die du dich bewirbst. Achte außerdem auf die vielen Kleinigkeiten, zum Beispiel die Planung der Anreise und angemessene Kleidung.
Die besten Antworten fallen dir oft erst hinterher ein? Damit es im Vorstellungsgespräch anders läuft, checkst du zur Vorbereitung die Fragen, die man dir sehr wahrscheinlich stellen wird. Weil die Interviews in der Regel ziemlich ähnlich verlaufen, sind viele Fragen absehbar und du kannst dir schon im Vorhinein überlegen, welche Antworten du geben möchtest. Das betrifft zum Beispiel Fragen zur Berufswahl, zu deinen Stärken und Schwächen und zur Freizeitgestaltung. Vielleicht kennst du auch schon jemanden, der in deinem Wunschberuf arbeitet und dir wertvolle Tipps für das Vorstellungsgespräch geben kann.
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